Verdächtige Geliebte von Keigo Higashino - Wettstreit der Superhirne


 
Keigo Higazhino: Verdächtige Geliebte

Liebe Uli,

ja, wir hatten uns diesen Winter wirklich anders vorgestellt! Das Coronavirus richtet jetzt seit über einem Jahr Unheil an und ich kann mich noch gut erinnern, wie wir im ersten Lockdown sagten, dass es ein Glück ist, diesen im Frühling bei schönem Wetter, länger werdenden Tagen und aufblühender Natur zu erleben – und nicht im Novembergrau… Tja, manchmal ist es vielleicht ganz gut, wenn man nicht weiß, was alles auf einen zukommt.

Wobei dieser Winter zumindest hier in Bayern seinem Namen alle Ehre macht. Es ist im Grunde einer, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne: viel Schnee, viel Kälte, viel Sonne. Ein Traum!

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass diese Zeit für viele eine große Katastrophe ist. Wir haben Glück und können alles relativ gut meistern. Dass man mal einen Winter nicht Skifahren gehen kann, fällt nicht wirklich unter die Kategorie Unglück. 

Und du hast Recht, auch ich komme gerade mehr zum Lesen. Im ersten Lockdown habe ich tatsächlich Die Pest von Camus wieder ausgegraben. Keine Angst, das ist nicht meine heutige Empfehlung für dich. Bei der Lektüre von Little fires everywhere, das mir übrigens sehr gut gefallen hat, musste ich oft daran denken, dass wir beide so richtig viel Glück im Leben hatten. Guter Job, die Familie, die wir uns immer gewünscht haben, und alles andere als Stillstand. Ich denke, ein Leben in Shaker Heights wäre nichts für uns. Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber wir machen uns momentan sehr viele Gedanken, wie wir eigentlich die nächsten Jahre verbringen wollen. Was uns wirklich wichtig ist. Ich sehe mich tatsächlich wieder im Allgäu, ich bin und bleibe doch ein Landei. Am liebsten hätte ich zusätzlich zu unserem Hundemädchen noch ein paar Hühner und Esel. Und wenn du zu Besuch kommst, machen wir eine schöne Bergtour (ohne quengelnde Kinder)…

Aber jetzt Schluss mit den Zukunftsphantasien, hier ist mein heutiger Buchtipp für dich: Verdächtige Geliebte von Keigo Higashino. Auch hier geht es im Grunde um Lebensentwürfe und Träume. Als ich das Buch letztes Jahr zum Geburtstag bekam, ließ ich es erst einmal liegen. Der Titel hat mich gar nicht angesprochen. Da ich jedoch Kriminalromane liebe, habe ich irgendwann doch angefangen zu lesen und war gleich gefesselt. 

Der Krimi ist ideal für dich, denn man ist als Leser Zeuge des Mordes und kennt daher die Täter: eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter. Das Opfer: der gewalttätige Exmann und Vater, der die beiden belästigt. 

Du wirst dich fragen, worum es denn dann noch geht. Das Besondere ist, dass der Nachbar der beiden Frauen, der heimlich in die Mutter verliebt ist, die Tat mitbekommt und seine Hilfe beim Entsorgen der Leiche anbietet. Er versichert, dass er nicht an der Aufklärung der Tat durch die Polizei interessiert sei, sondern helfen wolle, die beiden Frauen durch einen logischen und durchdachten Plan von jedem Verdacht zu befreien. Der Nachbar ist Mathematiklehrer und ein mathematisches Genie. Eigentlich würde er am liebsten in die Forschung gehen, ist aber wegen widriger Lebensumstände an einer Schule gelandet, wo er nun völlig uninteressierten und unbegabten Schülern Mathematik beibringen soll. In seiner freien Zeit kann er sich nichts Schöneres vorstellen als mathematische Probleme zu lösen. Er tüftelt einen Plan aus, mit dem er die Polizei, aber auch den Leser völlig an der Nase herumführt und der verhindert, dass die beiden Täterinnen überführt werden können. 

Nur einer lässt sich nicht täuschen: ein ehemaliger Studienkollege, ein genialer Physiker, der gleichzeitig ein Berater des zuständigen Kommissars ist. Er löst mit logischem Denken und weil der Mathematiker einen menschlichen Fehler macht, den Fall am Ende auf. Wie die Geschichte genau endet, verrate ich nicht.

Der Autor, geboren in Osaka, hat übrigens nicht nur mit dem Schreiben von Kriminalromanen begonnen, weil ihn dieses Genre immer fasziniert hat, sondern weil er von einem Preis erfahren hat, den man dafür bekommen kann. Zweimal hat er sich erfolglos mit einem seiner Krimis beworben, 1985 klappte es dann und er begann, sich nur noch der Schriftstellerei zu widmen. Eine gewisse Hartnäckigkeit und die Fähigkeit, Misserfolge wegzustecken, gehört eben auch dazu, wenn man seine Träume wahr werden lassen will.

Bei der Lektüre des Romans habe ich tatsächlich bedauert, dass ich im Matheunterricht nicht hartnäckiger aufgepasst und mitgearbeitet habe, denn selbst ich habe eine Ahnung von der Schönheit dieser Sphären bekommen. Viel Spaß beim Tüfteln!

Liebe Grüße

Petra


Leseprobe Verdächtige Geliebte; Piper Verlag

 

Infos zum Buch Verdächtige Geliebte von Keigo Higashino 

Titel: Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino

Übersetzung: Ursula Gräfe

Ursula Gräfe

Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Higashino-verdaechtige-geliebte.htm (c) Dieter Wunderlich
Ursula Gräfe

Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Higashino-verdaechtige-geliebte.htm (c) Dieter Wunderlich

Verlag: Piper Verlag

Erschienen: August 2014

ISBN-13: 9783492303552

Umfang: 319 Seiten

Preis: 11 Euro



Kommentare